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Unsere Meinung zur aktuellen Energiediskussion

Was ist besonders in unserem Böblinger Umfeld ein sinnvoller Einsatz von alternativen Energieformen?
(Stand 2018)

-> zur Fernwärme allgemein:

Alle Fernwärmeversorgungsanlagen haben mit den gleichen Problemen zu kämpfen:
Auch bei sehr guter Isolierung der Leitungen gibt es hohe Wärmeverluste im Netz. Das umgebende Erdreich wird mit aufgeheizt. Bei einer Renovierung der Gebäude mit verbesserter Außenisolierung kann in den meisten Fällen die Vorlauftemperatur der Heizung sinken, um den Wirkungsgrad der Heizung zu verbessern. Bei der Fernwärmeversorgung wäre dies erst dann möglich, wenn alle angeschlossenen Gebäude entsprechend renoviert sind, in der Praxis also nie.
Bei Einzelheizungen gibt es Lösungen die nur dann zeitlich begrenzt erhöhte Temperaturen erzeugen, wenn dies für die Warmwasserbereitung nötig ist. Bei der Fernwärmeversorgung ist dies nicht möglich. Sie muß ständig Heizwasser mit relativ hohen Temperaturen und damit hohen Wärmeverlusten bereit stellen.
Aus den genannten Gründen lassen sich bei Fernwärmevversorgungsanlagen in der Praxis nur Wirkungsgrade im Bereich von 75 - 90% erreichen. Im Vergleich dazu sind bei Brennwertkesseln problemlos Wirkungsgrade von mehr als 95% möglich, mit elektrischen Erdwärmepumpen sind sogar mehr als 400% möglich. Deshalb lassen sich Fernwärmeversorgungsanlagen nur dann wirtschaftlich betreiben, wenn überwiegend sehr kostengünstige Wärmequellen zur Verfügung stehen. Dies kann Abwärme aus einer Wärme-Kraftkopplung, einer Müllverbrennungsanlage oder einer geothermischen Anlage sein. Auch nicht veredelte Biomasse wie z.B. Holzhackschnitzel sind als Brennstoff wirtschaftlich. Beim Betrieb der Fernwärme Versorgunsanlage spielt die Kundenstruktur eine wichtige Rolle: Je weniger der Bedarf schwankt, desto besser. Einfach ausgedrückt also viel warmes Wasser und ständiges Heizen während der kalten Jahreszeit. Wohnungen, Schwimmbäder, Krankenhäuser lassen eher einen gleichmäßigen und wirtschaftliche Betrieb zu, als Büros und Verwaltungen, die im Winter nur an den Werktagen und im Sommer praktisch überhaupt keine Energie benötigen. Wirtschaftlich und ökologisch sind Kunden von Vorteil, die Warmwasser benötigen und in der kalten Jahreszeit ständig heizen.

--> zur Biomasse

Biomasse ist kurz- und mittelfristig die einzige nachhaltige Energiequelle die lokal permanent zur Verfügung steht und mit der vorhandenen Infrastruktur genutzt werden kann. Nur der Einsatz von lokal zur Verfügung stehender Biomasse ist ökologisch verantwortlich, allenfalls Importe aus den waldreichen Gegenden in Nord- und Osteuropa sind vertretbar.
Unglücklicherweise ist der Wirkungsgrad von Biomasse sehr gering. Nur etwa 0,5% der ankommenden Sonneneinstrahlung wird in Biomasse umgewandelt. Zwar erscheint es möglich mit speziell angepflanzten "Energiewäldern" den Wirkungsgrad zu verbessern, aber die Ergebnisse werden vermutlich trotzdem überschaubar bleiben.
Mehr als 1% Wirkungsgrad erscheint unrealistisch.
Im Vergleich zur Biomasse sind die Wirkungsgrade bei der Fotovoltaik (Größenordnung 15-20%) und bei der Solarthermie(etwa 50%) um ein Vielfaches höher, allerdings stehen beide im Gegensatz zur Biomasse in der Heizperiode nur sehr eingeschränkt zur Verfügung.
Nach der anfänglichen Euphorie für Biogas und Biotreibstoff ist inzwischen nach der weltweiten Explosion der Nahrungsmittelpreise Ernüchterung eingetreten.
Wir sind der Ansicht, dass maßvoll eingesetzt, Biogas und Biotreibstoff durchaus sinnvolle Alternativen zu fossilen Stoffen sein können. Es ist aber weitaus sinnvoller Biomasse nicht zuerst kosten- und energieaufwändig zu veredeln und dann zu verfeuern, sondern unveredelt einzusetzen.
Wenn schon Kraft-Wärmekopplung mit Biomasse, dann bitte mit einem durch unveredelte Biomasse betriebenem Dampferzeuger und einer Dampfturbine und nicht mit einem Biogas- Verbrennungsmotor. Ein wichtiger Aspekt beim Einsatz lokal verfügbarer Biomasse wurde bisher nicht ausreichend berücksichtigt: Die lokale Wertschöpfung. Schonendes Sammeln von Schwachholz ist mit Maschinen nicht möglich und schafft lokal viele Arbeitsplätze mit allen positiven Folgen für das Steueraufkommen und die Sozialsysteme.

 
 
 
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